arte
Ein tschechoslowakisches Märchen
Kultur, Kunst + Kultur • 15.03.2025 • 01:25 - 02:35 heute
Regisseur Stefan Uher ist einer der Mitbegründer der Tschechischen Neuen Welle. Sein Film „Sonne im Netz“ (1962) gilt gemeinhin als Ausgangspunkt der Bewegung.
Vergrößern
Szene aus „Perlen auf dem Meeresgrund“ (1965), einem Spielfilm in fünf Segmenten von Vera Chytilova, Jan Nemec, Jiri Menzel, Evald Schorm und Jaromil Jires
Vergrößern
Vera Chytilovas Film „Tausendschönchen“ (1966) gilt als eines der Hauptwerke der Tschechischen Neuen Welle.
Vergrößern
Jorga Kotrbova in „Das Mädchen und der schwarze Hengst“ (1962), einem tschechoslowakischen Spielfilm von Karel Kachyna
Vergrößern
Originaltitel
A czechoslovak fairy tale
Produktionsland
CZ, F
Produktionsdatum
2021
Kultur, Kunst + Kultur
Für den Regisseur Christian Paigneau war die Begegnung mit der Tschechoslowakischen Neuen Welle wie Liebe auf den ersten Blick: Fünf Jahre lang sah er sich sämtliche Filme an, ohne auch nur ein Wort zu verstehen - aber die Bilder sprachen ihn an. Ihm wurde klar, dass die Filmemacherinnen und Filmemacher gelernt hatten, sich mehr durch Bilder auszudrücken als durch Worte, weil sie in einem totalitären Regime lebten. Genau darin liegt die Kraft der Tschechoslowakischen Neuen Welle. Diese Filme finden immer einen Weg, ihre Botschaft zu übermitteln - zum Beispiel durch ein Gefühl oder eine bestimmte Atmosphäre. So entsteht ein intensiver Dialog mit dem Zuschauer. Der französisch-tschechische Schriftsteller Milan Kundera erzählte Paigneau von seiner Zeit als Dozent an der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der musischen Künste in Prag (FAMU). Die Fakultät, die zahlreiche Mitglieder der Tschechoslowakischen Neuen Welle hervorbrachte, war damals ein freigeistiger Ort und förderte die Entstehung einer Gegenkultur. Doch die Geschichte hat auch ihre Schattenseiten: Filme, die über 20 Jahre hinweg verboten waren, Filmemacherinnen und Filmemacher im Exil, eine gespaltene Kinokultur zwischen Tschechien und der Slowakei und die Frage, warum zahlreiche Meisterwerke im Westen lange nicht gezeigt werden konnten. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer gescheiterten Filmbewegung. Er handelt vom geteilten Schicksal der Filmschaffenden und ihrem Verhältnis zur Zensur. Gleichzeitig wird die Bewegung durch die Laufbahn des jungen Schriftstellers Jan Procházka (1929-1971) - einer der bekanntesten Persönlichkeiten des Prager Frühlings - von einer anderen Seite beleuchtet. Die einen üben mit ihren Filmen scharfe Regimekritik, die anderen sind Mitglied im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und wollen das System von innen heraus verändern. Doch 1968 kommt die "Normalisierung" und mit ihr die Niederschlagung des freien Denkens …